ZWISCHEN ROMANTIK UND MODERNE
Das Schumann Quartett veröffentlicht sein nun mehr 8. Album. „Martin – Ullmann – Fauré“ wird am 15. August bei Berlin Classics veröffentlicht und ist eine Co-Produktion mit Deutschlandfunk Kultur. Das 2007 in Köln gegründete Streichquartett trägt seinen Namen nicht zu Ehren des Komponisten Robert Schumann, sondern ist nach den drei Brüdern Erik, Ken und Mark Schumann benannt, die seit ihrer Kindheit gemeinsam musizieren. Seit 2022 komplettiert der Bratschist Veit Hertenstein das Quartett. Das renommierte Ensemble wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem ersten Preis beim Internationalen Streichquartett-Wettbewerb in Bordeaux. Für die aktuelle Aufnahme haben sich die vier Musiker mit dem in Berlin lebenden Pianisten Hinrich Alpers zusammengetan. Gemeinsam widmen sie sich Werken von Frank Martin (1890–1974), Viktor Ullmann (1898–1944) und Gabriel Fauré (1845–1924).
Den Auftakt des Albums bildet das Klavierquintett „A ma femme“ von Frank Martin aus dem Jahr 1919, das zu den Frühwerken des Schweizer Komponisten zählt. Martin widmete es seiner Frau. Das tiefgründige und hoch emotionale Stück ist stark von romantischen Einflüssen geprägt.
Es folgt das Streichquartett Nr. 3, op. 46 von Viktor Ullmann, das 1943 während seiner Inhaftierung im Konzentrationslager Theresienstadt entstand. Das viersätzige Werk entfaltet eine intensive, oft düstere Atmosphäre und spiegelt die dramatischen Lebensumstände des Komponisten wider. Ullmann war Schüler von Arnold Schönberg, dessen Einfluss sich in seiner freitonal-expressionistischen Musiksprache wiederfindet. Das Streichquartett widmete er seinem Freund, dem Philosophen Emial Utlitz, dem er auch seine in Theresienstadt entstandenen Kompositionen anvertraute – so blieben sie für die Nachwelt erhalten.
Den Abschluss des Albums bildet das Klavierquintett d-Moll op. 89 von Gabriel Fauré, das erste seiner beiden Werke dieser Gattung. Fauré widmete das Quintett dem belgischen Geiger Eugène Ysaÿe. Die Uraufführung fand 1906 in Brüssel mit dem „Quatuor Ysaÿe“ und Fauré selbst am Klavier statt. Die Entstehung des Werks zog sich über viele Jahre hin: Fauré begann 1887 damit, legte es immer wieder beiseite und vollendete es schließlich 1905. Das Werk markiert den Übergang von der Romantik ins 20. Jahrhundert und schlägt damit eine Brücke zwischen den Kompositionen von Frank Martin und Viktor Ullmann.
Das Album vereint drei Komponisten, deren Lebenswege und musikalische Handschriften kaum unterschiedlicher sein könnten. Doch bei genauerem Hinhören offenbaren sich spannende Parallelen und Verbindungen. Mit fesselnder kammermusikalischer Leidenschaft eröffnen das Schumann Quartett und Hinrich Alpers in ihrer gemeinsamen Aufnahme einen faszinierenden Blick auf den Übergang von der Spätromantik zur Moderne.